wir machen frauen sichtbar
Wir machen Frauen sichtbar
Frauen sind im öffentlichen Raum in Döbling kaum präsent. 200 Verkehrsflächen sind nach Männern benannt, aber nur rund 20 tragen Frauennamen. Es ist höchste Zeit, diese Schieflage auszugleichen und die Leistung von Frauen öffentlich sichtbar zu machen und zu würdigen.
Nach unseren Anträgen im Dezember 2023 gibt es jetzt bei der Krottenbachstraße zwei neue Wege, die nach wichtigen Döblinger Frauen benannt sind:
Der Ida-Strohmer-Weg verläuft zwischen Krottenbachstraße und Raffelspergergasse, nahe Neustift am Walde, wo Ida Strohmer zuletzt gelebt hat.
Der Marianne Schmidl-Steig führt von der Krottenbachstraße hinauf zum Cottageviertel, wo Marianne Schmidls Wiener Wohnsitz in der Eichendorffgasse 7 lag, und wo auch entsprechend ein „Stein der Erinnerung“ eingesetzt worden ist.
Wer war Ida strohmer?
Ida Strohmer war eine Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime, geboren am 5. Mai 1922 in Hegyeshalom, Ungarn und gestorben am 17.4.1945 in Mauthausen.
Ida Strohmer arbeitete als Verkäuferin, war verheiratet mit dem Widerstandskämpfer Franz Strohmer und wurde 1941 Mutter einer Tochter. Ihr letzter Wohnsitz befand sich in Neustift am Walde.
Nach Hinrichtung ihres Mannes im Jahr 1943 leitete sie mit ihrem Schwager eine Widerstandsgruppe, die Kriegsgefangene versorgte, Flüchtlingen half und Industriespionage für den britischen Geheimdienst betrieb. Ein Doppelagent verriet die Gruppe, Ida Strohmer wurde am 16. März 1945 verhaftet und ins „Arbeitserziehungslager“ Oberlanzendorf gebracht. Nach brutalen Verhören musste sie den Todesmarsch in das KZ Mauthausen antreten, wo sie in der Gaskammer ermordet wurde.
Quellen: Mauthausen , Erinnerung und ein Buch ihres Enkels Prof. Lukas Sainitzer
Marianne Schmidl
* 3. August 1890 in Berchtesgaden; gestorben im April 1942 im Ghetto Izbica
Marianne Schmidl war Bibliothekarin und die erste promovierte Ethnologin in Österreich, sie stammte aus einem typisch altösterreichischen bildungsbürgerlichen Milieu. Schmidl war Mitglied des Österreichischen Museums für Volkskunde. Sie forschte zunächst am Berliner Museum für Völkerkunde, dann am Linden-Museum in Stuttgart und im Großherzoglichen Museum für Kunst und Kunstgewerbe in Weimar, 1921 wechselte sie in den Dienst der Österreichischen Nationalbibliothek. Sie verfolgte ihre wissenschaftliche Arbeit nebenbei weiter und kam so 1926 zu einem Forschungsprojekt am Museum für Völkerkunde in Wien.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde Marianne Schmidl als Beamtin unter Halbierung ihrer Bezüge in den „dauernden Ruhestand“ versetzt. Ihr Forschungsprojekt konnte sie aus Krankheitsgründen nicht termingerecht zum Abschluss bringen. Der Projektleiter forderte die Rückzahlung von Fördermitteln, und (1939) die Ablieferung sämtlicher Arbeitsunterlagen ohne Publikation.
Trotz des Verkaufs ihrer Kunstsammlung fehlten die Mittel zur Emigration. Im April 1942 verschleppte man Schmidl in das in Polen liegende Ghetto Izbica und von dort vermutlich in die Konzentrationslager Belzec oder Sobibor; ihr letztes Lebenszeichen gab es im Mai 1942. 1950 wurde sie für tot erklärt.
wikipedia über Marianne Schmidl
Die Geschichte Döblings ist auch eine Geschichte der Frauen.
Katharina Kunz, Grüne Döbling
Machen wir sie sichtbar!