AGNES ADÉ

Baustelle Zur Agnes
Foto: Stephan Mussil
Die Baustelle am 15.1.2022 – die historischen Mauern mussten gigantischen Mengen an Stahlbeton weichen.

Restaurant zur Agnes – ein Opfer der Abrissbirne

Das ehemalige „Restaurant zur Agnes“ liegt in einer Schutzzone, die den Abriss erhaltenswerter Altbauten eigentlich verhindern sollte. Dennoch blieb hier kein Stein am anderen. Das Immobilienprojekt in der Sieveringer Straße 221 beweist, dass es eine Verschärfung der Bauordnung braucht, um erhaltenswerte Bausubstanz gegen Spekulation zu schützen.

In Sievering fiel ein Jahrhunderte altes Baudenkmal der Abrissbirne zum Opfer. Es ist traurig und macht wütend, dass in einer Nacht- und Nebelaktion ein Bagger auch die letzten Reste der Fassade des „Restaurant zur Agnes“ zerstört hat. Hier stellt sich jetzt die Frage, ob jemand gegen Bestimmungen der Bauordnung und des Denkmalschutzes verstoßen hat. So etwas darf gerade in einer Schutzzone nicht Schule machen.“

Peter Kristöfel, Klubvorsitzender

Ein Juwel zerbröselt

Was der aktuelle Projektbetreiber unter dem Titel „Zur schönen Agnes – Ein Juwel erwacht“ zunächst als Generalsanierung der ehemaligen Pension Agnes verkauft hat, führte nach und nach zum Totalabriss. Am 12.1.2022 fielen auch die letzten Reste der Fassade des ehemaligen „Restaurant zur Agnes“. Damit ging ein erhaltenswertes Gebäude in der Schutzzone für immer verloren. Ein charmanter Altbau ist einem riesigen Neubau mit Luxus-Eigentumswohnungen gewichen.

Noch vor einem Jahrzehnt finanzierte man mit Geldern aus dem Altstadterhaltungsfonds ein neues Dach für das schützenswerte Gebäude. Kurze Zeit später entfernte ein Investor das neue Dach wieder, offensichtlich mit dem Ziel, die technische Abbruchreife herbeizuführen. Eine Anzeige bei der Baupolizei führte lediglich dazu, dass man den Bau nordürftig mit Planen abgedeckt hat.

Bauordnung reformieren!

Die Wiener Grünen fordern eine Reform der Bauordnung, um die Spekulation in Schutzzonen endlich abzustellen: „Das vorliegende Beispiel zeigt, dass Spekulanten mit allen Mitteln den Denkmalschutz und die Schutzzonen, die die Altstadt erhalten soll, umgehen. Schlupflöcher wie die wirtschaftliche Abbruchreife müssen endlich gestrichen werden! Die Strafen für rechtswidrigen Abriss und das bewusste Herbeiführen der technischen Abbruchreife müssen empfindlich erhöht werden. Die Wohnbaustadträtin sollte die Bauordnung in dieser Frage rasch reformieren,“ erklärt Georg Prack, wohnungspolitischer Sprecher der Wiener Grünen.

Wir fordern Baustopp

Wir Grüne Döbling schlagen Gespräche bei einem runden Tisch vor. Denkmalexpert:innen, Baupolizei, Bezirk, Anrainer:innen und Bauträger sollten gemeinsam die Frage klären, wie es dazu kommen konnte und wie Ähnliches künftig verhindert werden kann.

Wir haben uns gefragt, was mit dem schmalen Gehsteig passiert, jetzt, da die geschützten Mauern nicht mehr stehen? Die Situation für Fußgänger:innen in der Sieveringer Enge ist besonders gefährlich. Durch Einrücken des Neubaus könnte man nun den Gehsteig leicht verbreitern. Bei der Bezirksvertretungssitzung im Februar 2022 haben wir nachgefragt – aber ohne Erfolg. Der Gehsteig wird wie geplant errichtet.

Projektwebsite: https://www.ulreich.at/projekte/details/zur-schoenen-agnes/